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40er Jahre

Russischbuch 1945
Klasse 8 von 1948

„Die oberen runden Fenster der Aula sind noch mit Holz vernagelt…“(1947)

Die nachfolgenden Ereignisse geschahen in einer für die Schule und die Stadt Pritzwalk beispiellos dramatischen Zeit:

Der Winter 1940 ist besonders streng, wegen Kohlenmangels muss deshalb der Unterricht für die Schüler vom 1.Februar bis 7. März ausfallen.

Ab 1941 müssen sich die Schüler an einen Jahresablauf gewöhnen, der Schulabschluss wird von Ostern auf den Beginn der großen Ferien verlagert.

Für 1941/1942 finden sich in der Schulchronik Hinweise auf Wettbewerbe (Werbung für die Seekriegsflotte: Schüler bauen Schiffsmodelle) sowie auf Sammlungen verschiedener Art:

Altstoffe, Heilkräuter und Wolldecken für Lazarette.

Zusätzlich zu den Todesanzeigen von Lehrern und ehemaligen Schülern signalisieren 1943 Vermisstenanzeigen, die sich auf Stalingrad beziehen, dass der Krieg immer mehr Opfer findet. Ab dem 31. Juli 1943 beginnt die Einquartierung Kranker aus dem zerstörten Hamburger Marien- Krankenhaus, über 200 Patienten müssen im Schulhaus untergebracht werden. Am 10. September werden neun Jungen des Jahrganges 1927 als Marineflakhelfer eingezogen.

1944/1945 sind weitere Todesanzeigen in der Schulchronik zu finden. Darüber hinaus wird durch die verheerende Explosion am 15.04.1945 in Pritzwalk auch die Schule in Mitleidenschaft gezogen. Noch vor dem Einrücken der sowjetischen Armee nimmt sich Rektor Meister das Leben. Ab 2.Mai 1945 ist für die Pritzwalker der Krieg zu Ende.

Ende 1945 ist das Dach des Schulhauses notdürftig ausgebessert, aber noch im September 1947 eine Schulbesichtigung folgende Mängel zu Tage:

  • Dringlichkeit der Reparatur des Schuldaches mit Biberschwänzen
  • Aulafenster sind neu einzusetzen (seit Explosionskatastrophe nach innen gebogen)
  • Die oberen runden Fenster sind noch mit Holz vernagelt
  • Bänke und Schränke sind reparaturbedürftig …
  • Neuer Rektor war inzwischen Max Schmidt, die neuen Lehrer („Schulhelfer“) wurden z.B. in 8-Monatslehrgängen zu „Neulehrern“ ausgebildet. Da die Zahl der Schüler außerordentlich hoch war, erfolgte Unterricht im Schichtsystem. Das gesamte Schulwesen wurde demokratisiert, neue Lehrbücher fanden Eingang in den Unterricht, auch die russische Sprache wurde jetzt gelehrt.

Das Jahr 1949 erwies sich in mehrfachem Sinne als zukunftsweisend:

Im Goethe- Jahr wurde in Pritzwalk erstmals eine Oberschulklasse 9 gebildet, die den Grundstein für die spätere Erweiterte Oberschule (EOS) sowie das Gymnasium nach 1990 bildete. Diese Klasse legte 1953 die erste Reifeprüfung in der Geschichte Pritzwalks ab.

Auch mit der Gründung der DDR am 7.10.1949 waren wesentliche Weichenstellungen für das Schicksal der Schule am Giesensdorfer Weg verbunden.