20er Jahre
„Schulzucht in der Mädchenschule: Gebote des Anstands, der guten Sitte; Gehorsam und Ehrerbietung“(1924)
Bereits am Gründungstag würdigte der damalige Rektor Winkler den moderner Charakter der neuen Schule am Giesensdorfer Weg: „Knaben und Mädchen haben das gleiche Recht auf Bildung und Erziehung, aber auch die gleiche Pflicht. So einfach und verständlich dieser Grundsatz klingt, so wird er doch selten durch die Tat befolgt. Die Stadt Pritzwalk besitzt in dieser Beziehung eine Musterschule, eine Zukunftsschule mit vollständiger Gleichberechtigung für Knaben und Mädchen.“
Seit 1916 war Otto Meister (geb. 12.11.1881, gest. 02.05.1945) Rektor der Mädchenschule, die seit 1. April 1927 in eine Volksschule für Mädchen und in eine „ Höhere Mädchenschule“ umgewandelt wurde. Parallel dazu existierte die Knabenvolks- und Mittelschule.
Dass sich inzwischen mit der Etablierung der Weimarer Republik auch schulische Veränderungen ergaben, bemerkte man mit der Wahl von Elternbeiräten.
Seit Februar 1921 können sich die Schülerinnen im Nadelarbeitsunterricht an einer Nähmaschine ausbilden lassen, die durch Eltern- und Magistratsgelder finanziert wurde. Erlöse aus Versteigerungen bei Elternabenden werden in der Schulchronik immer wieder erwähnt, die auch zum Kauf eines Klavieres führten. Überhaupt erfahren wir immer wieder durch die Chronisten, dass in der Aula zahlreiche musikalisch-literarische Veranstaltungen und Programme für Elternabende üblich waren, z.B. am 20.11.1928 die Feier anlässlich des 100. Todestages von Franz Schubert.
Neben dem Unterricht in den allgemeinbildenden Fächern berichten Schulchronik und Schulakten auch über die Körperertüchtigung für Knaben und Mädchen. So findet der Sportunterricht in der von Herrn Eduard Oelgart mitfinanzierten Turnhalle statt, bei schönem Wetter nutzt man das Areal des großen Schulhofes. Darüber hinaus gab es auch Schwimmunterricht. Während 1924 die Mädchen nur die Frauen-Flussbadeanstalt an der Dömnitz nutzen konnten und darauf mit Trockenschwimmübungen vorbereitet wurden, durften die Knaben seit Sommer 1923 in die Badeanstalt Kampf. Diese Anlage entstand durch Anstauung der Rodan und lag in unmittelbarer Nähe der Schule. Gegen eine Gebühr von 5 Pf. war jedem Schüler , der nicht Mitglied des Pritzwalker Schwimmvereins war, die Benutzung der Bahn während des Schwimmunterrichts gestattet. Im Sommer 1923 konnten somit 60 Knaben das Schwimmen erlernen und „von den Ostern aus den oberen Klassen abgehenden 56 Schülern können 39 Knaben schwimmen.“
Stolz berichten die Chronisten auch über das hohe Leistungsniveau von Schülerinnen der Höheren Mädchenschule Pritzwalk , die z.B. während der Aufnahmeprüfungen am Lyzeum Wittenberge einen ausgezeichneten Eindruck hinterließen. Dies betraf besonders die Ergebnisse in Französisch,Englisch und Mathematik.
Weitere besondere Ereignisse sind Folgende:
- Am 11. Oktober 1923 brennt ein Dachbalken der Schule, der Brand wird glücklicherweise vom Schuldiener rechtzeitig bemerkt und kann gelöscht werden.
- Am 01.04.1924 tritt die neue Schulordnung für die Mädchenschule in Kraft.
- Im Juni 1926 versagt das Ministerium in Potsdam der Höheren Mädchenschule den Status eines Lyzeums.
- 1929Schließung der Schule im Februar/März wegen einer Grippeepidemie und am 10. August große Verfassungsfeier in der Turnhalle.
(Quellen: Schulchronik; Festschrift 1905-2005; Schulakten des Stadtarchivs Pritzwalk)